Praktiken der Deporation, Räumung und Zerstörung im militärischen Rückzug (Militärgeschichtliche Zeitschrift, 2022 · BAND 81 · HEFT 1)
Darin Johannes Spohr: »Evakuierende« und »Evakuierte«. Die doppelte Rolle der ukrainischen Hilfspolizei im Kontext der Kriegswende 1943/44
Zusammenfassung
Die mobilen Formationen der ukrainischen Hilfspolizei, genannt Schutzmannschaften (kurz Schuma), wurden bereits 1941 nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Ukrainische SSR gebildet. Im Kontext der Kriegswende, die sich im in dieser Studie untersuchten, zivil verwalteten »Generalbezirk Shitomir« ab 1943 immer stärker wahrnehmbar machte, und des Rückzugs der Wehrmacht durch diese Gebiete änderten sich die Aufgaben, die den Schutzmannschaften seitens der Besatzer zugeordnet wurden. Vor allem nahmen Einsätze im Partisanenkampf stark zu, der häufig auch Terror gegen die Zivilbevölkerung beinhaltete. Gleichzeitig schlug sich der allgemeine Trend einer Re-Sowjetisierung bei den Angehörigen der Hilfspolizei nieder, etwa in Form von Meutereien. Sie wurden gleichsam zu Evakuierten wie auch zu Evakuierenden und nahmen teils widersprüchliche Rollen ein, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen.