Mitschnitt: Frühe NS-Aufarbeitung in der Bundesrepublik und geschichtspolitische Intervention heute
Sonntag, 1.12.2013, 18 Uhr
Salon in der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, Berlin.
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Reinhard Strecker ist vielen bis heute kein Begriff, obwohl er als einer der Pioniere der bundesdeutschen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gelten kann. Bereits Ende der 1950er Jahre begann auf Initiative des damaligen Sprachwissenschaftsstudenten an der Freien Universität Berlin eine kleine Gruppe aus dem Umfeld des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) damit, Materialien über NS-Täter zu sammeln. Sie recherchierte Dokumente zu Unrechtsurteilen aus der NS-Zeit, die mitsamt den Namen der verantwortlichen Richter und Staatsanwälte öffentlich gemacht wurden. Daraus entstand die Ausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“. Für die Verjährungsdebatten im Bundestag und die Diskussion personeller Kontinuitäten in bundesdeutschen Behörden hat sie wesentliche Impulse gegeben. Gottfried Oy und Christoph Schneider widmen sich in dem Buch „Die Schärfe der Konkretion“ dieser frühen Phase der Auseinandersetzung mit dem NS und ihren Folgen für die Neue Linke vor 1968.
Auf der Veranstaltung werden die Autoren über geschichtspolitische Überlegungen, die dem Buch zugrunde liegen, informieren. Reinhard Strecker wird im Anschluss als Akteur der „58er“ aus erster Hand über die frühe NS-Aufarbeitung berichten. Anschließend gibt es Raum für eine gemeinsame Diskussion dieser Ansätze und ihrer Wirkung.